Betonung und Pausen: Intonation und Satzrhythmus im Englischen

8/8/2025

1. Intonation, Satzgliederung und Betonung

Intonation beschreibt, welche Wörter in einem Satz betont werden sollen.
Es reicht nicht aus, die Betonung einzelner Wörter oder zusammengesetzter Nomen zu kennen — innerhalb eines Satzes können betonte Wörter abgeschwächt werden, während andere, normalerweise unbetonte, hervorgehoben werden müssen.

Das beeinflusst nicht nur die Natürlichkeit, sondern vor allem:
Intonation ist ein integraler Bestandteil der Bedeutung im Englischen!

Intonation hilft uns dabei:

  1. Wichtige Informationen von Hintergrundinformationen zu unterscheiden (Inhaltswörter vs. Funktionswörter);
  2. Neue Informationen von bereits bekannten zu trennen;
  3. Kontraste und Gegensätze zu kennzeichnen.

Diese drei Punkte lassen sich in drei Intonationsregeln zusammenfassen:


✅ Regel 1: Bei neuen Informationen werden Inhaltswörter betont, Funktionswörter nicht

Inhaltswörter: Substantive, Verben, Adjektive, einige Adverbien
Funktionswörter: Artikel, Konjunktionen, Präpositionen, Pronomen, Hilfsverben, Formen von „be“, einige Adverbien

Beispiel:

My best friend Elizabeth bent down to pet a little cat near the edge of the road, then continued on her way.

Betonte Wörter (fett markiert):

My best friend **Elizabeth bent down to pet a little cat near the edge of the road, then continued on her way.

🔁 Übung:

Versuche, nur die fett markierten Wörter deutlich zu betonen — klingt das natürlicher?


✅ Regel 2: Wiederholte Informationen werden nicht erneut betont

Wenn ein Inhaltswort im Gespräch bereits genannt wurde, wird es bei der Wiederholung nicht mehr betont.

Das ist auch im Deutschen üblich:

  • A: Dieser Kuchen schmeckt super.
  • B: Ja, er ist wirklich lecker!

Die Betonung liegt auf „wirklich“, der Rest wird schneller und leiser gesprochen.

Im Englischen ist diese Regel noch entscheidender, da fehlende Anpassung die Satzlogik stören kann.


✅ Regel 3: Nur kontrastierende Wörter erhalten Betonung

Wenn es einen Kontrast im Satz gibt, wird nur das kontrastierende Wort betont —
selbst Inhaltswörter außerhalb des Kontrasts bleiben unbetont.

Beispiele:

  • I said to look under the table, not on the table!
  • It’s a pen, not a pin!

🧠 Auch im Deutschen ändern wir oft die Wortstellung, um den Kontrast stärker zu betonen.


2. Satzgliederung (Phrasing)

Beim Sprechen machen wir Pausen — nicht nur, um zu atmen, sondern auch, um grammatische und logische Strukturen für den Zuhörer verständlich zu machen.

📌 Häufige Regeln zur Satzgliederung im Englischen:

  1. Kurze Pause nach Satzzeichen: , . ; : ! ?
  2. Pause nach dem Subjekt:

    The boy sitting next to me | is named David.

  3. Pause vor Konjunktionen: and, or, but, however...
  4. Pause vor Präpositionen: on, in, to, by... (aber of wird meist nicht abgetrennt)
  5. Pause vor Nebensätzen (z. B. mit „that“):

    I know | that you heard me.


3. Tonischer Akzent (Tonic Stress)

Der tonische Akzent ist die letzte betonte Silbe in einem Satzteil und spielt eine besondere Rolle in der Intonation.

Beispiel:

My best friend Elizabeth |
→ Die Silbe -zabeth in „Elizabeth“ trägt den tonischen Akzent

🌀 Unterschied zur normalen Betonung:

  1. Hat die höchste Tonhöhe im ganzen Satz
  2. Danach folgt ein schneller Abfall und leichter Anstieg — eine typische „ʅ“-förmige Intonation

Dies nennt man fortführende Intonation (continuation rise)
und sie signalisiert, dass die Aussage noch nicht abgeschlossen ist — im Gegensatz zum abschließenden Tonfall.


✅ Empfehlung zum Üben

Am Anfang wirken diese Regeln möglicherweise künstlich —
das liegt daran, dass sich deine bisherige Intonation „verfestigt“ hat.

Doch Sprachlernen bedeutet, neue Gewohnheiten aufzubauen.

💡 Übe täglich 10 Minuten mit der Shadowing-Methode (Nachsprechtechnik),
und du entwickelst allmählich ein natürliches Rhythmusgefühl — ganz automatisch!


📚 Quelle

Text von Karen Steffen Chung
Außerordentliche Professorin am Institut für Fremdsprachen, Nationale Universität Taiwan